
Nun, ich bin euch ja schon seit etwas längerem mal wieder einen Eintrag schuldig. Und nachdem jetzt der Ernst des Aufenthaltes fast vorbei ist, kann ich mich wieder den schönen Dingen widmen ;)
Mein Doktorand der mich betreut kommt ja bekanntlich aus Kenia. Ist ein echt dufter Kerl. Und der hat am Anfang seiner Zeit in Japan bei einer japanischen Gastfamilie gewohnt. Wie es der Zufall so will sind das nette Leute und er ist mit ihnen in Kontakt geblieben. Zufällig habe ich dann meinen Kenianer und seine Ex-Gastfamilie in Kyoto getroffen. Spontan wurden wir beide für ein verlängertes Wochenende eingeladen. Die Chance mal einen typisch japanischen Haushalt von innen zu sehen und ein paar Eindrücke zu sammeln. Die Tatsache, dass der Vater ein berühmter Kalligraphie Meister ist, machte die ganze Sache natürlich noch interessanter!
Die Familie wohnt in der Nähe von Suzuka (was dem ein oder anderen Formel1 Fan vllt. ein Begriff ist...) und in der Nähe des berühmten Ise Schreins. Das ist der vllt. bedeutenste Schrein in Japan. Er wird niemals renoviert, sondern nach ca. 20 Jahren komplett abgerissen und an einer zweiten Stelle neu aufgebaut, was die Vergänglichkeit des seins symbolisieren soll.
Das ganze ist ca. zwei Stunden mit dem Zug von Kyoto entfernt, also nicht zu weit weg.
Da Samstag auch ein ganz normaler Arbeitstag ist (zumindest hier, in diesem nicht ganz normalen Labor...), mussten wir erst um Freigabe bitten. Hab ich gemacht - war dank des Gajin-bonus auch kein Problem.
Pünktlich zum Abendessen sind wir dann auch bei den Higuchis angekommen. Wie gesagt sehr nette Leute! Für Japaner sehr offen (mich hat schon die sehr spontane Einladung gewundert...) und damit für eine japanische Familie schon mal nicht repräsentativ, was allerdings in meinen Augen nicht unbedingt einen Nachteil darstellte, denn so war die ganze Sache für mich natürlich wesentlich einfacher.

(Die Higuchi-family: ganz links ist ein Kalligraphieschüler aus der Nachbarschaft, daneben die Tochter – ebenfalls Kalligraphie Meister – mein Kenianer, der Vater und die Mutter. der Typ, der nicht auf dem Bild ist, das bin ich)
Einzig die Sprachbarriere war doch gross, da lediglich die Mutter über rudimentäre Englischkenntnisse verfügt. Aber Kanyiva, mein Kenianer, hat den Dolmetscher gemiemt, was zwar ein bisschen anstrengend war aber irgendwie verständigt man sich dann doch. Zur Not mit Händen und Füssen, Papier und Stift. Wär hätte gedacht, dass Spiele wie "Activity" durchaus im realen Leben weiterhelfen können... Als Abendbrot gab es legendär gutes Sushi. Nicht schon in Röllchen vorgefertigt, sondern alle Zutaten standen auf dem Tisch und man hat sich dann je nach
Gusto sein persönliches Sushi zusammengstellt. War echt super lecker und ist bisher wohl unerreicht! Dazu wird Bier gereicht. Bier ist in Japan sehr populär und den grössten Gefallen, den man Japanern in Hinsicht Bier machen kann, ist einen Kommentar fallen lassen, dass das Bier doch fast genauso gut schmeckt wie in Deutschland. Dann grinsen sie von einem Ohr bis zum andern... Nach dem Essen wurde sich ein bisschen über Gott und die Welt unterhalten.

Ein weiteres Highlight des Abends war dann das Bad. Also die haben eine Badewanne mit heissem Wasser eingelassen und dann kann man da drin so richtig schön entspannen... nach so langer Zeit mal wieder Baden war wie ein Jungbrunnen! Der größte Unterschied zwischen westlichem und japanischem Baden ist, dass das Badewasser nicht jedesmal ausgelassen wird, sondern jeder in dem selben Wasser badet. Klingt zunächst erstmal unhygienisch, ist es aber nicht. Denn vor dem Baden hat der Japaner das Schrubben gesetzt. Man setzt sich auf einen kleinen Schemel vor dem Badebecken und duscht, braust, seift, schrubbt sich ordentlich ab. Lieber drei als zwei mal. Lieber einmal zu viel als zu wenig. Und penibel darauf achten, dass ja kein Seifenrest am Körper ist, der nächste möchte ja auch sauberes Badewasser haben. Und mal ganz ehrlich, so badet man auch nicht in seinem eigenem Schmutz... ich finde hat was!
Nach dem Baden waren die Futons schon auf den Tatamimatten ausgerollt.

Das Haus hat einen Raum, nämlich das Gästezimmer, der traditionell japanisch eingerichtet ist, der Rest ist absolut westlich-amerikanisch gehalten. Das gehört hier wohl zum guten Ton. Aber der Garten des Hauses ist dagegen dann doch sehr japanisch gehalten.
Der nächste Tag war dann mit einem Ausflug zum Ise-Schrein belegt.



Es wra nicht erlaubt den Schrein selber zu fotographieren und leider war an dem Tag grade ein Ferientag, so dass dort zu viele Leute waren um das ganze zu geniessen. Zur Feier des Tages gab es einen Tanz, dessen Sinn sich mir leider nicht so ganz erschlossen hat...


Alles in allem war es ein unvergessliches Wochenende, welches von einem sehr leckerem japanischen BBQ abgeschlossen wurde. Der grösste Unterschied zum deutschen ist, dass das Fleisch hier wesentlich dünner ist und dass nicht auf Kohlen, sonder mit Gas auf einer Stahlplatte gegrillt wird. Anstelle von Ketchup und Grillsaucen gibts Soya-Saucen.